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  Presseberichte
  Ruhr-Nachrichten, 07.11.1987

Konzert für Orgel und Posaune im Hans-Sachs-Haus

Zwei exzellente Solisten

Altstadt. Das erste einer neu aufgelegten Reihe von Orgelkonzerten im Hans-Sachs-Haus sollte an guten Traditionen dieser bedeutenden Saalorgel anknüpfen und diese weiter fördern. Ein entsprechendes Echo zeigte sich; eine weitere Belebung ist durch Kontaktpflege und Ermunterung nach außen sicher möglich.

Zwei exzellente Solisten waren aufgeboten: Norbert Düchtel (Orgel) und Joachim Eiser (Posaune) konzertierten höchst elegant und kompetent. Beide zählen zu einer jungen Generation von Tonkünstlern (geb. 1949 und 1961), die den Staub von mancher Partitur wischten, ohne dabei ihren Geist gegen den Strich zu bürsten. Geschriebene Traditionen und ästhetische Gegenwart rieben einander nicht.

Die Möglichkeilen des Konzertierens beider Instrumente sind bemerkenswert groß, denn diesem Zusammenspiel widmeten sich etliche Komponisten mehr als allgemein angenommen. Der Grund dieser idealen Partnerschaft ist das Farbspektrum des Blasinstrumentes, das sich mit den vielfältigen Merkmalen einer Orgel außerordentlich gut verträgt. Zu den tonsetzerischen Absichten kam die wunderschöne Spielkultur Eisers hinzu. Er vermittelte den Posaunenton ohne metallene Verhärtung. Majestät und Wärme, Klarheit und lebendiges Atmen zeichneten sein Spiel aus. Düchtels Vortragskunst zeugte von bedeutender Qualifikation. Überaus deutlich und feingliedrig formte er seine Wiedergaben. Reichhaltig belebte er die Regie des Registrierens. Beide Interpreten zeigten sich der Verpflichtung allen Epochen und damit auch dem zeitgenössischen Tonschaffen gegenüber aufgeschlossen. Ein Beispiel repräsentierte diesen Wesenszug stellvertretend und deutlich. Die "Rhapsodie für Posaune und Orgel" von Zsolt Gardonyi (geb. 1946) bewies, daß die Tonsprache unserer Zeit ebenso über klangseligen Charme, kecken Witz, Klangseligkeit und phantasievolle Harmonik verfugen kann. Solche Temperamente lösen den Wunsch nach Zuwendung und Wiederholung aus.

Die weitere kurzweilige Vortragsfolge umfaßte Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Mattheson, Henry Purcell, Max Reger, Georg Friedrich Händel, Joseph Gabriel, Rheinberger, Harald Genzmer und Alexandre Guilmant.

michael beste

   

 

 

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